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Innerhalb verträumter Zustände, vollkommen weggetreten, lassen sich Welt und Phänomen fast

ungestört betrachten. 


Nicht nur Kippenberger stellte seinen frechen Martin in die Ecke, damit der sich was schämte – auch

Franz stellt seine Figuren mit dem Gesicht zur Wand in die Ecken von den Räumen in seinen

Bildern. Doch ist es Scham, die den in einen feurig roten Mantel gehüllten Cornerboy namens Nihil,

wie Nichts, in sich zusammensinken lässt? Oder spürt der arme Boy einfach seine taub gewordenen

Beine nicht mehr, vom ewig weilenden Strafstehen in jener Ecke? Die brachiale

Erziehungsmethode herrischer Autoritäten lässt die Fußsohlen vor Schmerzen glühen. Doch das

Knäul von Hund ist nicht dumm.


Vielleicht ist es ein Zaubermantel, der den Cornerboy unsichtbar macht. Und ganz unbemerkt kann

er die Szenen, die sich hinter seinem Rücken abspielen, beobachten – den anderen, und sich selbst,

über die Schulter schauen, als Macher und Zuschauer dieser aufflackernden fantastischen Bildwelt.


Ein wichtiger Schauplatz ist die Schule, die Akademie. Erziehung und Zucht sind  immer

wiederkehrende Motive. Doch zwischen dem Offensichtlichen werden auch noch ganz andere

Überlegungen angestellt. Es sind phänomenologische Fragen, die der Künstler in seinen irren

Erzählungen aufzeigt und wie ein verträumtes Kind Antworten in genauen Beobachtungen der

wunderlichen Geschehnisse und Phänomene seiner Umwelt findet.

Wie und vor allem wo entstehen Bilder? Auf der Leinwand, da, vor der eigenen Nasenspitze? Auf

der Netzhaut des Auges? Oder etwa in der Phantasie? Sowohl die Lehrerin, wie der Plakatkleber

zitieren in ihren Bewegungen und Akten das technische Handwerk des Malers.

Nur allzu oft und mit Vorliebe stellt Franz seine Figuren von hinten dar, zeigt sie in Reflexionen

spiegelglatter Oberflächen oder in auf verwirrend verschachtelte Art voneinander getrennten und

gestaffelten Bildräumen, wie in „Retro Extasy“. Albertinische Fensterdurchblicke und

angeschnittene Rahmen lassen einen ins Grübeln kommen.

Und schon befinden wir uns in einem aberwitzigen Gedankenspiel und der*die Betrachter*in ist

angehalten, seinen*ihren eigenen Platz im Bildgefüge auszumachen. Wer steht wo, wer ist wer?

Wie in Velazquez‘ „Las Meninas“ lädt der rätselhafte Bildaufbau zu höchst philosophischen

Überlegungen ein.

Auf dem Podium führt der Professor kunstvolle Stücke auf. Die Tafel wird zum Malgrund und das

Werk ist auf jeden Fall poetisch, genauso wie die Choreographie und der Sound, die das

Bildermachen begleiten. Und nicht alle Studierenden sind derart anwesend und am Geschehen

beteiligt wie der Cornerboy – hier im Gemälde mit dem Titel „Dead Poets“ allegorisch verbildlicht

als eine hinter einer Tür zum Klassenzimmer abseits stehende Figur mit gleich drei Augen, die 

durch ein eingelassenes Glasfenster höchst interessiert der Aufführung folgen.  


Sehen, schauen, gucken, kippeln. Und der Blick schweift durch das übergroße Fenster zur Linken,

hinter welchem sich im Freien die Scheinwerfer eines Autos durch das Gestrüpp ihren Weg

bahnen. Die sich kreuzenden Lichtkegel, die hier dann doch keinen Gegenstand erfassen, erinnern

an schematische Darstellungen der Funktionsweise des menschlichen Sehorgans. Der bloße Blick 

durch zwei Augen verliert sich im Dunkeln. Der Cornerboy sieht mehr. Mit dem linken und rechten

Auge zwinkert er uns zu, mit dem dritten wird begriffen.


Philipp Haverkampf freut sich, Matthias Franz, geboren 1984 in Ilmenau, lebt und arbeitet in Wien,

seine erste Präsentation in der Galerie auszurichten.



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When fully immersed in a dream state, the world and its phenomena can be observed almost

undisturbed.


Kippenberger relegates the poor cheeky Martin to the “corner of shame” but he’s certainly not the only

one. Franz puts his figures in the corners of rooms depicted in his paintings as well. But is it shame that

makes the boy named Nihil, wrapped in a fiery red coat, slump down? Or has he simply lost all feeling in

his legs, numb from the eternal punishment in that corner? The brutal education method of imperious

authority makes the soles of his feet burn with pain.

Maybe it’s a magic coat that makes the boy, eternally in his corner, invisible. Unnoticed, he can observe

the scenes that take place behind his back – peeking over his shoulder as creator and spectator of this

flickering fantastic imagery.


An important setting is the school, the academy. Education and breeding are recurring motifs. But

beyond this first layer, there is much more to discover. It’s a confrontation with phenomenological

questions that the artist reveals in his crazy narratives. Within exact observations of the whimsical events

and phenomena, he finds answers as a dreamy child would.


How, and above all, where, do the pictures emerge from? On the canvas? In front of your own eyes? On

the retina in the eyes? Or in the imagination? Both the teacher and the bill poster represent the painter’s

craft in their acts and movements.


Often, it seems Franz takes pleasure in presenting his figures from behind. Showing them in reflections of

mirror-smooth surfaces or in confusingly interlacing and staggered image spaces, like in “RetroExtasy”.

Albertinian window vistas and cut frames leave you disoriented. And then you find yourself in an absurd

virtual world and the viewer is challenged to find his own place in the pictorial arrangement. Who is

where and who is who? As in Velazquez’s “Las Meninas”, the enigmatic image composition invites

philosophical reflections.


In the painting entitled “Dead Poets” the professor is depicted putting on a show from the podium. The

blackboard becomes a canvas and the artwork is certainly poetic, as is the choreography and sound that

accompany it’s making. The students aren’t all as present and involved in the narrative unfolding in front

of them as the boy in the corner – here allegorically depicted with the title “Dead Poets” gazing eagerly

through the door’s window and observing the classroom’s scene with not only two, but three eyes.


See, look, peek, tilt. The gaze wanders through the oversized window to the left, behind which, in the

open air, the headlights of a car make their way through the bushes. The intersecting beams of light,

which do not capture any objects, are reminiscent of schematic representations of the human visual

organ. The mere gaze through two eyes loses itself in the dark. The boy in the corner sees more. He winks

at us with his left and right eye – with the third eye, all is understood.


Philipp Haverkampf is pleased to announce the first presentation of paintings by Matthias Franz. Franz,

born in 1984 in Ilmenau, currently lives and works in Vienna.


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