Agnes Scherer’s project ORLANDO TUSSAUD presents a complete reshaping of the gallery’s interior. With the use of temporary walls, the artist transforms the five room exhibition space into an immersive installation which complements her practice and resources. The transformed space takes on a narrative function as Scherer inscribes into it a sequence of impressions which culminate in a complex tableau within the office at the back of the gallery. There are a number of fully enclosed spaces throughout the exhibition that provide only limited access to the visitor’s gaze. ORLANDO TUSSAUD, the show’s motto, combines two characters which together stand for complete flexibility. Virginia Woolf’s Orlando embodies the ability to tailor one’s persona to changing times and circumstances. Marie Tussaud is emblematic of the potential to actively shape the world one lives in with the means of representation, kneading what’s unwanted into what’s desired. The pictorial program conveys a precarious ambivalence wherein aspects of triumph and defeat in the bending of the self appear indistinguishable.
Agnes Scherer, *1985 in Lohr am Main, develops her own artistic formats in which she incorporates artefacts into holistic theatrical concepts. Her elaborate operettas and narrative installations unfold iconographic programs in space and time. By virtue of these strategies, Scherer cultivates a differentiation between exhibiting and showing and thus explores the potential and the persisting relevance of showing practices which lend artists and their works a magical agency. Scherer’s first operetta ‘Cupid and the Animals’ was granted the Nigel Greenwood Art Prize in 2015 and toured internationally in 2017/2018. In spring 2019, her second elaborate work within this format, ‘The Teacher’, was presented by Kinderhook & Caracas in Berlin, where Scherer lives. In September 2019, her narrative installation ‘The Very Hungry’ at the project space Horse & Pony was granted the Berlin Art Prize.
ORLANDO TUSSAUD is the first solo exhibition by Agnes Scherer in the gallery. The show will be on view until January 5, 2020.
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Mit ORLANDO TUSSAUD setzt Agnes Scherer bei einer Umformung der Galerie an. Durch temporäre Binnenwände verwandelt sie die fünfräumige Ausstellungsfläche in ein installatives Raumgebilde, das ihrer Praxis und ihren Ressourcen entspricht. Der verwandelte Raum funktioniert zugleich narrativ, indem ihm die Künstlerin eine bestimmte Reihenfolge an Eindrücken einschreibt, die in einem komplexen Tableau im Büro der Galerie kulminieren. Ein Großteil des Ausstellungsgeschehens findet dabei in abgeschlossenen Kammern statt, in welche sich nur begrenzt Einblick gewinnen lässt. ORLANDO TUSSAUD, das Motto der Show, kombiniert zwei Figuren, die zusammen für umfassende Flexibilität stehen. Virginia Woolfs Orlando verkörpert die Fähigkeit, die eigene Person auf die Zeit und die Umstände zuzuschneiden. Marie Tussaud ist emblematisch für das Potential, die Welt mit den Mitteln der Repräsentation aktiv zu formen, das Ungewollte in das Begehrte umzukneten. Das Bildprogramm vermittelt ein prekäres Spannungsfeld, in dem Triumph und Niederlage der Selbstverbiegung ununterscheidbar scheinen.
Agnes Scherer, *1985 in Lohr am Main, entwickelt ihre eigenen Präsentationsformate, in denen sie einzelne Kunstwerke in den formalen und thematischen Rahmen eines theatralen Ganzen einschreibt. In elaborierten Operetten und narrativ angelegten Rauminstallationen entfaltet sie Bildprogramme dramaturgisch in Raum und Zeit. Mittels dieser Strategien kultiviert sie eine Unterscheidung von Ausstellen und Zeigen und ergründet das Potenzial und die fortlebende Relevanz von Zeigepraktiken, die Künstler*innen und ihren Werken eine magische Handlungsmacht verleihen. Scherers erste Operette ‘Cupid and the Animals’ wurde im Jahr 2015 mit dem Nigel Greenwood Art Prize ausgezeichnet und tourte in den Jahren 2017/2018 international. Im Frühling 2019 wurde ihre zweite umfangreiche Arbeit in diesem Format, ‘The Teacher’, von Kinderhook & Caracas in Berlin präsentiert, wo die Künstlerin lebt. Scherers für den Projektraum Horse & Pony kreierte narrative Installation ‘The Very Hungry’ wurde im September 2019 mit dem Berlin Art Prize ausgezeichnet.
Philipp Haverkampf freut sich, Agnes Scherer ihre erste Einzelausstellung in der Galerie auszurichten, zu sehen bis zum 5. Januar 2020.